Scotland_A |
Endlich weg aus der heissen spanischen Sonne, rauf ins kühle, regnerische Schottland! So hatten wir uns das gedacht, bei der Planung unseres Urlaubs, und so wars dann ja auch. 12 Tage bei Regen und Sonnenschein, mit Sandstränden und Bergen, mit wenigen Touristen und freundlichen Einheimischen, Midges und Oystercatcher, mit Auto und ab und zu zu Fuss, bei Freunden oder am Campingplatz, 1.600 Meilen von Newcastle über Glencoe bis zu den Orkney Islands und über Isle of Skye nach Ayr und zurück.
Aber lieber mal alles der Reihe nach...
DIENSTAG
Mit Easyjet sind wir beinahe pünktlich von Barcelona abgeflogen - dass mit der Pünktlichkeit ist ja nicht gerade eine Stärke von El Prat - und 2 1/2 Std später in Newcastle upon Tyne gelandet. Wir sind ja auch schon Stammkunden bei Autoeurope - sind einfach immer die billigsten - und so sind wir dann in einen Vauxhaul eingestiegen, der am Festlandeuropa Opel genannt werden würde, und haben uns auf den Weg Richtung Norden gemacht.
Der Campingplatz Nähe Dunbar war auch ziemlich genial - mit "eigenem" Leuchtturm und Strand und riesigem Vollmond, wie bestellt. Die erste Nacht verbringt man ja dann immer eher unruhig und schläft nicht so gut, aber der Blick aus unserem Zelt auf die aufgehende Sonne am Strand hat am nächsten Morgen allen Schlaf aus unseren Augen verscheucht.
MITTWOCH
Gefrühstückt haben wir dann am Strand von Dunbar - Take-away-Kaffees gibts überall, aber leider so dünn wie Tee. Dort stünde übrigens auch eine Kirche zum Verkauf, wens interessiert, ganz zentral sogar - scheint relativ gängig zu sein, wie wir am letzten Tag unserer Reise in Ayr festgestellt und näher "recherchiert" haben.
Wir haben dann bei der Weiterfahrt Edinburgh rechts und Glasgow links liegen gelassen und sind trotz Verfahren (mea culpa) dann doch irgendwie bei unserem ersten Loch gelandet. Am Loch Lomond eben, nicht weit von Glasgow, haben wir dann gejausnet - doch gut dass wir uns vorher verfahren hatten, erschien uns doch ein Lidl, bei dem wir Vorräte für 2 Wochen einkaufen konnten.
Wer schon mal in Grossbritanien war, wird wissen, dass dieses Land nicht gerade berühmt für seine kulinarischen Spezialitäten ist. Zudem sind die Highlands zeimlich spärlich besiedelt, da greift nicht nur ein Vegetarier (und nicht nur im Notfall) gerne auf eine Dose Thunfisch oder auf ein Pumpernickel oder auf ein geräuchertes Forellenfilet vom Lidl zurück. Und nachdem ja die Woche zuvor wieder mal die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen war, zog ich deutsche Landjäger dem auf den Menükarten als 100% britischer Herkunft ausgewiesenem Rindfleisch vor.
Trotzdem sei zur Verteidigung gesagt: uns hat alles geschmeckt, was uns in Pubs und Restaurants vorgesetzt wurde. Kommt natürlich drauf an, was man bestellt. Oft wars dann halt Fish&Chips, aber Abscheulichkeiten wie fritierte Pizza oder fritierte Marsriegel sind uns persönlich nie untergekommen.
DONNERSTAG
An diesem Tag war Archäologie angesagt. Von unserem Campingplatz in Lochgilphead haben wir uns an diversen archäologischen Fundstätten Richtung Kilmartin sozusagen entlangehangelt. Es gab unzälige Steinritzungen, Henges (Steinkreise) und Cairns (Begräbnisstätten) aus neolithischer Zeit zu sehen, sowie der befestigte Hauptsitz des frühschottischen Königreichs von Dalriada, Dunadd (500-900).
Nach Kilmartin sind wir dann zum Loch Awe gefahren, von wo aus wir eine kleine Wanderung zu den Avich-Wasserfällen und zu Loch Avich unternommen haben.
Übernachtet haben wir dann unbedachterweise auf einem Campingplatz in Kinlochleven bei Glencoe. Unbedachterweise deswegen, da wir beinahe von Midges gefressen wurden.
Midges sind minimalistische Mücken, die in Schwärmen über einen herfallen und schmerzend stechen, wobei man Tage später immer noch aussieht, als hätte man die Beulenpest. Wir wussten um die Existenz dieser Viecher, gibt es doch auch im Internet eine Midges-Vorhersage, so wie fürs Wetter (siehe: Midgeforecast). Tja und beim Eintreten in unser Zelt, haben wir gleich tausende Midges zum übernachten eingeladen - geschlafen haben wir denkbar schlecht und haben die Tage danach Hechtsprung (ins Zelt und wieder raus) geübt und so weiter schlaflose Nächte vermieden.
FREITAG
Die schreckliche Nacht haben wir dann bei einer Wanderung ins Lost Valley in Glencoe überwunden. Leider ist Regen aufgezogen, der die Midges nicht so sehr vertrieben hat wie unser schneller Wanderschritt.
Danach gings weiter Richtung Loch Ness und über Inverness nach Dornoch, wo wir midgefrei die Nacht an einem Campingplatz am Strand verbracht haben und uns mit massenweise take-away-food vom Chinesen vollgestopft haben, nachdem uns um 22.00 kein Pub mehr warmes Essen servieren wollte. Die spanischen Sitten hätten wir uns doch früher abgewöhnen sollen...
SAMSTAG
Auf dem Weg zum nordwestlichsten Punkt von Schottland haben wir uns ein paar Castles gegeben, das spektkulärste war wohl das Old Wick Castle auf den Klippen hinter Wick. Und das spektakulärste Klippenerlebnis war eben dieser nordwestlichste Punkt, Duncansby Head, zusätzlich mit Blick auf die Orkney Islands, Jungmöwen in ihren Klippennestern und wildes Meer.
Auf dem Weg zum nördlichsten Punkt des britischen Festlandes sind wir in Mey auf die Higlandgames gestossen - mit ca. 200 Zuschauern eher wie ein Dorffest: Männer in Kilts schmeissen Gewichte und Bäume, Mädchen tanzen wie Riverdance zum Dudelsack, Dudelsackspielwettbewerb gabs auch und beim Seilziehen hat dann Prince Charles (ja, der Echte - wir haben auch nach vielem Witzeln über das vermeintliche hässliche und viel zu klein geratene Double vom Prince und das viel zu schön geratene Double von Camilla bei den anwesenden Einheimischen nachgefragt und können jetzt sagen: "Prince Charles ist klein, hat abstehende Ohren und einen überdimensionierten Kopf und Camilla hingegen hat sich offensichtlich schon öfters mal unters schönheitschirurgische Messer gelegt." Die brauchen keine Double...) *Luft-holen* also, beim Seilziehen hat dann der nicht gedoublete Prinz in einem kleinen Dorf im Norden von Schottland den Schiedsrichter gespielt.
Wir haben auch Zeugen, denn dort haben wir uns dann mit Teresa getroffen, die wir ja in Thurso besuchen wollten, und sind mit ihr zum nördlichsten Punkt, Dunnet Head, gefahren und am Abend dann in Thurso um die Häuser gezogen - von einem Pub zum anderen, von einem Konzert zum anderen.
SONNTAG
Teresa hat uns Thurso gezeigt und am späten Nachmittag haben wir die Fähre von Gill's Bay nach St. Margaret's Hope, auf dem Orkney Mainland, genommen. Es war zwar noch halbwegs schönes Wetter, aber da es schon ziemlich spät und dunkel war, haben wir in einem Bed&Breakfast übernachtet, bei einer netten Familie, die uns aus erster Hand die Auswirkungen der Maul- u. Klauenseuche auf die Viehmärkte (Versammlungs- und Transportverbot) und somit auf die Bauern berichtete.
MONTAG
Und am nächsten Morgen war das Wetter dann superschlecht und wir waren heilfroh, dass wir nicht auf einem Campingplatz übernachtet hatten und in den Wassermassen untergegangen oder durch den starken, böigen Wind weggefegt worden waren.
Trotzdem volles Programm: Archäologie und Natur, wobei zweiteres leider wg des Wetters zu kurz kam, dafür waren wir die einzigen, die sich zu den Klippen bei Yesnaby trauten und waren dort putzalleine im Regen und Wind! Fast weggeweht hats uns auf dem Weg zum piktische Brough of Birsay, dass auf einer kleiner Insel liegt, die nur bei Ebbe zugänglich ist. Und obwohl uns die Aufseherin der spektakulären neolithischen Siedlung von Skara Brae versichert hatte, dass wahrscheinlich schon bald wieder die Sonne scheinen würde, da sie doch heute Gummistiefel trage und eigentlich damit immer daneben läge, regnete es brav weiter und Nebel zog auf... Wir zogen sogar das Kammergrab von Maes Howe dem orknischen Wetter vor.
Am Abend sind wir dann wieder mit der Fähre nach Thurso, wo das Wetter gleich war, also doch nicht orknisches sondern einfach schottisches Wetter.
DIENSTAG
Am Mittag haben wir uns dann von Teresa verabscheidet und sind Richtung Durness. Das Wetter war weiterhin nass, trotzdem unternahmen wir einen kleinen Spaziergang zu einem Wasserfall mitten im Peat (Torf), der im Norden das Land beherrscht soweit das Auge reicht (südlicher herrscht Weideland mit Schafen drauf). Danach waren wir dann nass von oben und von unten her.
In Sangobeg sind wir dann auf einen muschelweissen, menschenleeren Sandstrand gestossen; genauso schön wie der etwas grössere Strand von Durness, auf dessen Klippen der Campingplatz mit der wohl schönsten Aussicht von Schottland lag. Im Pub nebenan haben wir uns bei offenem Feuer die Schuhe getrocknet und alle Bier- und Alesorten ausprobiert, die sie hatten.
MITTWOCH
Bei wieder schönstem Wetter besuchten wir die Smoo-Höhle bei Durness, die einen Wasserfall besitzt, der von aussen (oben) und von innen (unten in der Höhle) besichtigt werden kann - spektakulär.
Dann verliessen wir die nördlichen Higlands und folgten der Westküste Richtung Ullapool. Am frühen Nachmittag machten wir ein Nickerchen auf einem der schönsten Strände der Highlands, in Oldshoremore, aber das Wasser war doch etwas zu kalt zum baden...
Im Naturreservat Loch a'Mhuilinn konnten wir dann Vögel und einige Seelöwen beim Sonnenbaden beobachten. Am Campingplatz von Ullapool schlugen wir schlussendlich unser Zelt auf und genossen auf dem Feuer gewärmte Karroten-Ingwer-Suppe aus der Dose während vor uns die Sonne auf spektakulärste Weise ins Loch Broom unterging.
DONNERSTAG
Nach einem touristischen Ausflug zum Wasserfall von Measach (viiiele Leute, keine Midges) machten wir dann eine nette Wanderung von Poolewe zum Loch Kernsary und zum Ende des Loch Maree (kaum Leute aber viele Midges). Dannach stand eine längere Autostrecke auf dem Programm: nach Glenbrittle auf Isle of Skye. Dort zogen, nachdem unser Zelt stand, Wolken und Wind auf - Feuermachen war fruchtlos, kein Pub in der Nähe, nur Natur und hohe Berge, also wieder Dosenfutter.
FREITAG
Und am Morgen, als wir den Reissverschluss unseres Zeltes aufmachten, sahen wir, dass es doch nix wird mit unserer vorgenommenen Wanderung zu den Cullin Hills. Die Wolken hingen bis zu unseren Köpfen runter, bildlich gesprochen. Und so liessen wir wilde Berge, Wind und Wetter hinter uns und zogen einen Besuch in der Talisker Whisky Destillerie vor. Zudem gabs dort auch gratis Whisky vor der Führung...
Danach sahen wir uns noch ein eisenzeitliches Broch an, assen in einem Restaurant in Dunvegan zu Mittag, machten die Runde auf Isle of Skye und nahmen die Fähre von Armadale nach Mallaig (schottisches Festland). dort war dann auch wieder schönes Wetter und wir fanden den bisher besten Campingplatz am Strand zwischen Mallaig und Arsaig. Dort gabs dann wieder Sonnenuntergang und dazu auf Feuer gebratenen frischen Fisch (vom Supermarkt natürlich) und Backed-Beans von Heinz aus der Dose, herrlich.
SAMSTAG
Wieder schlechtes Wetter. Und so fuhren wir (den doch etwas weiteren Weg als erwartet) zum Loch Tay, wo wir das Crannog-Center besuchten - kleines Museum, mit Liebe rekonstruierter Pfahlbau im Loch, gelebte Archäologie durch verkleidete Guides und nachgebildete Werkzeuge, die ausprobiert werden dürfen....
Dannach gings wieder quer durchs halbe Land nach Ayr, südlich vom Flughafen Prestwick/Glasgow, wo wir bei Regen unser Zelt aufschlugen und unseren Abend in einem Restaurant in einer ehemaligen Kirche und in einem lokalen Pub verbrachten.
SONNTAG
Unsere Reise beschlossen wir mit einem letzten Besuch einer Burgruine, dem Dunure Castle.
Von unserer Schottlandreise gibts nicht nur Fotos (KLICK auf Foto oben), sondern wer will, kann sich die Reiseroute inklusive Sehenswürdigkeiten mit Weblinks (2-seitig) auf Googlemap ansehen: Schottland tour
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